Der Wurzelpate - ein Fortsetzungs-Thriller

Zuerst möchte ich mich mal vorstellen: mein Name ist Constanzia Zwerleone und vor ein paar Jahren habe ich mich in den Vorort des beschaulichen Wurzeltals zurück gezogen, um meinen Garten zu bewirtschaften, der inzwischen auf ein beachtliches Gartenimperium von 5 Imperatorengärten angewachsen ist. Vielleicht haben wir uns ja schon einmal auf dem Markt oder im Rathaus getroffen.

Eines Abends sitze ich nach getaner Arbeit auf meiner Schaukel in Garten 2 und schaue entspannt auf meinen vierteiligen Zen-Garten. Ich höre nichts weiter als das Plätschern meiner Brunnen aus Garten 1 und das leise Rauschen des Windes durch die Zitronenbäume in Garten 3.
Doch dann ist da noch ein Geräusch. Ganz leise. Da! Etwas lauter: tapp, tapp, tapp. Ist das mein Vater, Pate Don Zwerleone?
Für ihn habe ich immer frische Pasta mit meiner haugemachten To-Zwergen-Soße aus Tomaten, Zwiebeln und Basilikum aus dem eigenen Garten und einen Zwergennektar kalt gestellt. Nachdem es hier in Wurzeltal und Schreberlingen nur Obst, Gemüse, Kakteen und Deko gibt, ist natürlich alles vegetarisch. Als Zwergenkind habe ich mal versucht das Essen mit den Glaskugeln von Präsentina aufzupeppen - da musste das erste Mal der Familienrat tagen. Aber genug davon, das ist lange her.
Ich stehe auf, gehe Richtung Gartentor und rufe: "Don! Bist du es? Ich habe gerade To-Zwergen-Soße auf dem Herd stehen, dann können wir bald essen."

Plötzlich hören die Schritte auf, niemand ist zu sehen. Kein neuer Wimp, der spätabends noch etwas braucht, aber auch sonst niemand.
Sollte ich künftig Wimps über Nacht vor den Garten lassen, als Zwergenaufsicht? Der Anpflanzautomat zumindest ist nicht sonderlich auskunftsfreudig, als ich von ihm wissen will, ob er jemanden gesehen hat.

Also gehe ich in das Gewächshaus, um nach den Kakteen zu sehen und da ist es wieder. Leise und gleichmäßig: tapp - tapp - tapp.


To be continued....

Auf Zehenspitzen husche ich zur Tür und strecke meinen Kopf raus. Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit. Auf den ersten Blick sieht alles ganz normal aus. Nun, die Kakteen brauchen noch ein bisschen Muttis Liebe, dann gehe ich durch die Gärten zu meinem Zwergenhäuschen. Irgendetwas ist anders, aber ich bin einfach viel zu müde, um mir weiter Gedanken zu machen.

Durch die Wohnstube mit dem Sofa und den beiden gemütlichen Sesseln geht es nach rechts in mein pink gestriches Schlafzimmer mit dem kuschligen Bett.

Am Morgen bin ich herrlich ausgeschlafen und die beunruhigenden Geräusche von gestern Nacht erscheinen im Licht der aufgehenden Sonne gar nicht mehr so ernst. Schnell hüpfe ich unter die Dusche und suche mir ein chices und bequemes gelbes Kleidchen aus. Noch kurz durch Garten 2 und die Erdbeeren gegossen, dann geht es im blauen Kleinwagen nach Wurzeltal zum Gärtnerverein.

Letzten Monat habe ich den Wettbewerb mit 498.576 Ringelblumen gewonnen und ein Pokal für meinen Schaugarten bekommen. Drussila vom anderen Ende der Garten-Kolonie musste sich mit 4 Blumen weniger mit dem 2. Platz zufrieden geben. Hoffen wir, dass ich ihr so bald nicht begegne, denn die Gute dürfte noch ein wenig wütend sein.
Dieses Mal ist der Blumenkohl dran. Leider ist dieses Glas leer, ich werde also auf den Markt gehen und welchen kaufen müssen, bevor ich mehr anpflanzen kann.
Als ich mich von der Tafel weg drehe, um wieder hinaus zu gehen, sehe ich ein Huschen im Augenwinkel.

To be continued...

Die letzten beiden Tage waren wirklich eigenartig. Ich sollte mal mit Don Zwerleone oder meinem Bruder Sonny sprechen, auch wenn ich mich nicht in deren Geschäfte verwickeln lassen will.

Ich lade meinen Wagen mit so viel Blumenkohl voll, wie hineinpasst. Ich drücke den Kofferraum zu und überlege, wie es Drussila geht. Sie hat so viel in Ringelblumen investiert, um doch nichts zu gewinnen. Für den Fall, dass sie schlecht auf mich zu sprechen ist, gehe ich zu Präsentina.
"Hey Präsentina, wie läuft es?" Sie dreht sich um, während sie den Bauchladen mit ihren Händen stüzt. "Ach, wirklich gut. Die Krawatte zum Vatertag war der Renner, da hätte ich schon letztes Mal drauf kommen sollen. Was kann ich für dich tun?" Etwas verlegen sehe ich sie an und meine "Du kennst doch Drussila. Was meinst du, sollte ich ihr eine Kleinigkeit schicken, um ihr eine Freude zu machen?". Präsentina zaubert eine Lavalampe heraus. "Das sanfte Licht wird sie bestimmt beruhigen und ich werde ihr eine nette Botschaft schreiben. Mach dir keine Gedanken, Constanzia." Ich umarme sie, bedanke mich und gebe ihr das Geld.

Mein Gewissen ist schon etwas mehr beruhigt und ich fahre mit meinem schwer beladenen Auto los. Als ich rechts auf die Hauptstraße einbiege, quietscht mein Wagen etwas, aber er ist ja auch nicht mehr der Jüngste.
Die Blumenkohl-Pyramide, die ich auf dem Beifahrersitz aufgestapelt habe, schwankt bedrohlich. Es war sicher keine gute Idee, so viele zu kaufen, aber es war ein Schnäpchen, das ich in ein paar Stunden nicht mehr machen könnte. Das war zu verführerisch.
Doch das war wohl zu viel des Guten. Der oberste Kohlkopf kullert runter, direkt in meinen Fußraum.

Zum Glück bin ich nicht so schnell unterwegs. Geistesgegenwärtig bremse ich möglichst sanft ab und komme zum Stehen. Ob das ein Zeichen war, dieses Mal nicht beim Wettbewerb mitzumachen? "Sei nicht albern!" sage ich laut zu mir, steige aus und versuche den Kohl sicherer zu verstauen.


To be continued...